Leid ist ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens. Jeder Mensch wird früher oder später mit Schmerzen, wie zum Beispiel in schweren Krankheiten und Verlust (eines geliebten Menschen, des Arbeitsplatzes…) konfrontiert. Auch unterwartete Herausforderungen können uns emotional erschüttern.
Doch anstatt das Leid zu fürchten oder ihm auszuweichen, stellt sich eine entscheidende Frage: Wie können wir lernen, mit unserem Leid umzugehen und darin sogar einen Sinn zu finden?
Leid ist unvermeidbar – doch unsere Haltung entscheidet
Die Logotherapie nach Viktor Frankl lehrt uns, dass Leid zum Leben dazugehört. Es gibt keinen Weg, es völlig zu vermeiden. Doch was Frankl in den dunkelsten Zeiten seines Lebens erkannte, war, dass nicht das Leid selbst entscheidend ist, sondern unsere Haltung dazu. Er sagte:
„Wenn wir eine Situation nicht mehr ändern können, sind wir gefordert, uns selbst zu ändern.“
Das bedeutet: Auch wenn wir unsere Umstände nicht kontrollieren können, haben wir dennoch die Freiheit, zu entscheiden, wie wir darauf reagieren.
Der Sinn im Leid – eine Frage der Perspektive
Menschen, die eine tiefere Bedeutung in ihrem Leiden finden, können besser damit umgehen. Frankl selbst überlebte das Konzentrationslager, weil er eine innere Mission hatte: Seine Erfahrungen nutzen, um anderen zu helfen. Seine Beobachtungen bestätigten: Menschen, die ein “Warum” im Leben haben, können fast jedes “Wie” ertragen.
Beispiele für Sinn im Leid:
- Eine Mutter, die trotz eigenem Schmerz für ihr Kind kämpft.
- Ein Sportler, der durch harte Rückschläge zum Champion wird.
- Ein Mensch, der nach einem Verlust neue Kraft findet, um anderen beizustehen.
Leid kann uns zerbrechen – oder uns stärken. Der Unterschied liegt in der Bedeutung, die wir ihm geben.
Wie wir unsere Leidensfähigkeit stärken können
- Akzeptanz: Leid ist Teil des Lebens – es zu verleugnen macht es nur schwerer. Akzeptiere, dass Schmerz dazugehört, aber nicht das Ende deiner Geschichte bedeutet.
- Sinn finden: Frage dich: Wofür kann ich dieses Leid nutzen? Was kann ich daraus lernen?
- Innere Freiheit bewahren: Du kannst nicht immer kontrollieren, was geschieht, aber du kannst steuern, wie du damit umgehst.
- Unterstützung suchen: Manchmal hilft es, mit anderen zu sprechen, die Ähnliches erlebt haben. Teilen lindert Schmerz.
- Hoffnung bewahren: Selbst in den schwersten Momenten gibt es einen Weg nach vorn. Er ist nicht immer sofort sichtbar, aber er existiert.
Fazit: Leid als Chance zur inneren Stärke
Niemand kann dem Leid entkommen – doch jeder kann entscheiden, was er daraus macht. Leidensfähigkeit bedeutet nicht, den Schmerz zu ignorieren, sondern ihm eine Richtung zu geben. Wer trotz Leid weitergeht, entdeckt oft eine innere Kraft, die zuvor verborgen war.
Frage zur Reflexion: Wann hast du in deinem Leben eine schwierige Phase erlebt – und was hat dir geholfen, sie zu überstehen?